Interview
"Der Mittel-Korridor ist gerade dabei an Fahrt zu gewinnen"

| Redaktion 
| 01.05.2024

Alexander Schierhuber seit Mai 2023 als Independent Director im Board of Directors der Kasachischen Staatsbahn (JSC "NC "Kazakhstan Temir Zholy" – KTZ) tätig. Im exklusiven Leadersnet Interview spricht er über Eurasische Logistik und den Mittel-Korridor als neue Brücke zwischen China und Europa.

LEADERSNET: Genau vor einem Jahr wurden Sie in den Verwaltungsrat der Kasachischen Staatsbahn  berufen. Wie beurteilen Sie Ihre Tätigkeiten während dieser Zeit und welche Reformen werden derzeit im Unternehmen umgesetzt, um den Schienentransportverkehr in der Region effizienter und wettbewerbsfähiger zu gestalten?

Alexander Schierhuber: KTZ befindet sich derzeit in einem Transformationsprozess. Strukturen werden schlanker, transparenter und schlagkräftiger. Als Vorsitzender des Komitees für Strategie & Finanzen als auch des Komitees für Sicherheit & Nachhaltigkeit versuche ich diese Reformen voranzutreiben und dabei im Auge zu behalten, dass wir den Erwartungen des internationalen Logistikmarktes gerecht werden. Dazu gehören stete Verbesserungen unserer Infrastruktur und unserer Serviceleistungen, als auch das politische Ziel, Kasachstan bis 2060 an die CO2-Neutralität heranzuführen.

LEADERSNET: Wie beurteilen Sie das Potenzial einer Kooperation zwischen Kasachstan und Österreich im Bereich Transportwesen und Logistik?

Schierhuber: Österreich als auch Kasachstan spielen mit ihren Staatsbahnen und den zugehörigen Cargo-Unternehmen seit langer Zeit eine wesentliche Rolle in der Eurasischen Logistik. Nun zeigt sich, dass ein Handels- und Transportkorridor zwischen Zentralasien und  Zentraleuropa ein Teil der Lösung der neuen Herausforderungen inmitten von geopolitischen Verwerfungen sein kann.

LEADERSNET: Welche Rolle spielt die Transkaspische Internationale Transportroute (TITR) bei der Zusammenarbeit zwischen Kasachstan und anderen Ländern?

Schierhuber: Der Mittel-Korridor ist gerade dabei an Fahrt zu gewinnen. Alle potenziellen Profiteure in Europa und Asien haben die Potenziale erkannt und beginnen mit Investitionen in die Kapazität des Mittel-Korridors. Wir versuchen zudem im Rahmen von neuen JVs Transportservices, vorallem im Sea Cargo, auszubauen. Zudem arbeiten wir mit Hochdruck daran Dokumentationsprozesse vollends zu digitalisieren. Der Mittel-Korridor wird so auch zum DTC dem Digital Transportation Corridor.

LEADERSNET: Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptaufgaben und Schwerpunkte beim Ausbau der Bahninfrastruktur, um diese Aufgabe und Ziele zu erfüllen?

Schierhuber: Der wesentliche Unterschied zu Österreich besteht darin, dass das Hauptgeschäft der Kasachischen Eisenbahn in der Logistik und dem Transportwesen liegt. Daher liegt auch der Fokus der Infrastrukturentwicklung auf multimodalen Terminals unter Einbeziehung aller wesentlichen Trends der Industrie 4.0.

LEADERSNET: Wie denken Sie über die Perspektiven einer Kooperation zwischen Kasachstan und Österreich im Bereich Innovation und Neue Technologien im Eisenbahnsektor?

Schierhuber: Kasachstan ist nicht nur ein rohstoffreiches Land, es ist vor allem ein Land der Innovation. Kasachstan ist ein Digitalisierungs-Hub geworden. Start-Ups insbesondere im Fin-Tech Sektor sind nicht nur konkurrenzfähig mit den Partnern im Westen, sie sind beispielgebend. Daher sehe ich nicht nur in der Infrastrukturentwicklung, sondern auch bei Industrie 4.0 - Themen, Kooperationsmöglichkeiten.

 

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV